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Es gelten folgende Schutzmaßnahmen in der Marienkirche:
Die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher werden gebeten, weiterhin die jeweils aktuellen Hygienemaßnahmen zu beachten. Die Maskenpflicht entfällt, FFP2-Masken oder medizinische Masken werden empfohlen.
Das Abendmahl wird als Wandel-Abendmahl in beiderlei Gestalt in Form von Intinctio gefeiert.
Die Kollekte wird zweckgebunden (Diakonie und jeweilige Ausgangskollekte) nur am Ausgang, aber getrennt eingesammelt: Klingelbeutel und Körbchen.
Herzlich willkommen zum Gottesdienst in unserer
Evangelischen Stadtkirche St. Marien!
Kantor Manfred Grob, Orgel
(Info: www.youtube.com/channel/UCw5y5zc9sX2wc8aT7lFf7zw)
Predigt am 14. Sonntag nach Trinitatis, 10.9.2023, zugleich Tag des offenen Denkmals & Taufe von Oscar Strobel über Lukas 17, 11-19: Die Zehn Aussätzigen
Die Kurzpredigt wird ergänzt durch eine Taufansprache zu dem Vers 1. Johannes 3, 1: „Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen- und wir sind es auch!“
Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt. Amen.
Liebe Gemeinde,
Wo gehöre ich hin? Diese Frage behandelt die Geschichte von den zehn Aussätzigen. Und dieses Thema hat zentrale Bedeutung für uns als individuelle Person und für uns als kollektive Gemeinschaft. Die Aussätzigen gehörten jedenfalls damals nicht zur Gesellschaft. Von Ferne riefen sie mit lauter Stimme und schrieen zu Jesus um Erbarmen. Aussätzige waren sie in doppeltem Sinne: die damals und bis in jüngste Vergangenheit unheilbare Krankheit Aussatz hatte sie befallen. Und deswegen waren sie aus der Gesellschaft Ausgesetzte, Aussätzige, um ihre Infektionskrankheit, soviel war schon bekannt, nicht auf den Rest der Menschen im Dorf oder der Stadt zu übertragen. Legitimiert wurde die Absonderung durch die mosaische Gesetzgebung (3. Mose 13, 45f) zum Schutz des Volkes- das seinerseits oft die Erkrankung der Betroffenen mit deren eigener Lebensschuld in Verbindung brachte. Ganz gesetzeskonform- und doch die Gesetzgebung weit übertreffend- rief Jesus den erbarmungswürdigen Gestalten zu: zeigt euch den Priestern (3. Mose 13, 1f). Die saßen in Jerusalem und hatten eine ganz weit gefasste religiöse Aufgabe. Reinheit sollten sie unter den Gläubigen durch den Opferkult wiederherstellen, wenn sie sich in ihrem Verhalten gegen Gott versündigt hatten. Da auch Gesundheit als Kennzeichen von Reinheit aufgefasst wurde, sollten sie diese bei Kranken begutachten und gegebenenfalls eine Heilung beglaubigen.
Der Anweisung Jesu entsprechend pilgerten die Aussätzigen aus dem Grenzgebiet von Galiläa und Samaria, deren Bewohnende grundsätzlich als nicht ganz koscher galten, einige Dutzend Kilometer nach Süden. Dort wurde das Wunder der Heilung im Zentralheiligtum, im Jerusalemer Tempel beglaubigt. Nach Jesu Auskunft sind alle zehn rein geworden. Aber nur einer kehrte um und dankte dem Verursacher der Genesung. Die übrigen neun haben nicht unbedingt etwas falsch gemacht, schließlich sind sie dem Auftrag Jesu gehorsam gewesen. Aber sie haben etwas Richtiges unterlassen: Gutes zu bezeugen und auf seine Quelle zurückzuführen. Mehr noch ist geschehen: die Heilungstat Jesu war eine Existenzwende. Aus den Ausgeschlossenen wurden wieder vollgültige, rechtsfähige Bürger, die forthin in der Lage waren, für sich selber zu sorgen, dazu einen Beitrag für ihre Gesellschaft zu leisten und damit auch an der Hoffnung Israels auf Bewahrung und Rettung teilzunehmen. Der Tempel mit seinen Priestern hat die Gesundheit und die neue Rechtsstellung der ehedem Aussätzigen dokumentiert. Jesus aber hat sie bewirkt. Das hat nur einer zum Ausdruck gebracht, der wohl den vollen Umfang der Hilfe Jesu erfasst hat: in der Gemeinschaft mit Jesus war die Schmach des Samaritanertums aufgehoben. In der Gemeinschaft mit dem Messias war er im umfassenden Sinne gerettet. Er war wie alle anderen der kultischen Gesetzgebung unterworfen. Aber in der Gemeinschaft mit Jesus hat er sogar den Status als Vollbürger im Volk Gottes erworben. Diese Integration ist eine Parallele zum Gleichnis vom barmherzigen Samaritaner, das Jesus am Anfang seiner Reise von Galiläa nach Jerusalem (Lukas 10, 25-37) gelehrt hat. Der rein gewordene Samaritaner wusste: ich gehöre zum Volk Gottes, weil ich in der Gemeinschaft mit Jesus bin, den ich mit meinem Kniefall ehre und als Herrn und Heiland anerkenne. Das ist ein Zeichen, wie Gott in Jesus sein Volk aus allen Völkern beruft und bildet.
Wo gehöre ich hin? Diese Frage beschäftigt momentan ganz viele Menschen im Land und in der Welt. Ohne jede Wertung stellen wir fest, dass sich haltgebende und identitätsstiftende Bindungen zunehmend auflösen oder erst gar nicht mehr entstehen. Nur am Rande: am Beginn eines sich voraussichtlich bis in die 2030er Jahre noch dramatisch zuspitzenden Fachkräftemangels wird die Forderung nach der 32- Stunden- und Viertage- Woche erhoben. Könnte diese Sehnsucht, verbunden mit dem Unwillen, aus dem homeoffice zurückzukehren, ebenfalls ein Kennzeichen reduzierter Bindung an gesellschaftliche Institutionen wie Firmen oder Behörden mit ihrem je eigenen Auftrag sein? Eine solche Einschätzung haben wir am Freitag in der Brauerei mit einem Kreis von beruflich engagierten Personen erörtert- und zugleich wahrgenommen, dass es den gegenläufigen Wunsch mit dem neudeutschen Begriff Purpose gibt: einen sinnerfüllten Beruf. Das Bestreben ist übrigens auch nicht neu, sondern wurde spätestens seit der Analyse arbeitsteiliger Gesellschaft im 19. Jahrhundert attestiert.
An diesem Wochenende feiern wir in ganz Deutschland den Tag des offenen Denkmals unter dem sprachschöpferischen, sich eher bemüht anhörenden, reimenden Begriff: „Talent Monument“. Dazu haben wir Sie, liebe Spendende unserer Kirchenstiftung, eingeladen. Wir stellen auch diesen Anlass unter die eingangs gestellt Identitätsfrage zur Predigtorientierung: „wo gehöre ich hin?“ Mit ihrem Kommen zum Gottesdienst haben Sie zumindest heute die Frage für sich so beantwortet: Hier gehöre ich hin. Hier habe ich heute morgen meinen Platz. Hier, im Monument Kirche, im Denkmal, am Erinnerungsort für die Präsenz Gottes, zugleich aber auch im Ereignisraum für Gottes Gegenwart, da gehöre ich hin. Das Monument Kirche hat das Talent, mich auf meine Identität hinzuweisen. Dieser Funktion der Kirche haben wir heute unter anderem mit der Taufe von Oscar Rechnung getragen: Oscar ist mit seiner Familie in diese Kirche gekommen, wie auch schon seine Mutter zu ihrer Konfirmation. Die Familie erinnert sich an die Feier von Gottes Gegenwart in diesem Raum und dokumentiert zugleich: wir machen aus der Erinnerung lebendige Gegenwart. Gott hat uns als Eltern Oscar anvertraut, damit wir für ihn sogen und ihn auf einen guten Weg seines Lebens begleiten. Dabei ist Gott der Urheber allen Lebens und Daseins. Oscar gibt es, weil es die Familie gibt und weil es Gott gibt. Dafür geben wir dem dreieinigen Gott die Ehre. Vielleicht leiten ähnliche Beweggründe wie die Familie von Oscar und wie den zur Jesus zurück gekehrten Samaritaner, Sie, liebe Gemeinde, hierher zu kommen. Hoffentlich machen Sie diese Erfahrung: an diesem Ort nehme ich meinen Platz wahr. Hier lebe ich einen zentralen Gesichtspunkt meiner Identität, meiner persönliche Bestimmung: Ich gehöre in die Gemeinschaft meiner Stadt und meiner Kirche. Ich gehöre als Gotteskind zu meinem Herrn und Heiland Jesus. Hierher, zu ihm, zum dreieinigen Gott, zum Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist, gehöre ich hin.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
C: Ingo Maxeiner,
Evangelischer Kirchenkreis Dortmund
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Sammlung der "Predigten / Andachten / Impulse zum Sonntag"
Predigt am Himmelfahrtstag 18..5.2023.(PDF)
Predigt am Sonntag Lätare 19.3.2023 (PDF)
Predigt am Sonntag Okuli 12.3.2023 (PDF)
Predigt am 17.Sonntag n.Trin 09.10.2022 (PDF)
Predigt am 11.Sonntag n. Trinitatis 28.8.2022 (PDF)
Die Gottesdienst-Kollekte ist auch online möglich:
https://www.kollekte-online.de
oder herkömmlich per Überweisung an:
Ev. Kirche von Westfalen, IBAN DE05 3506 0190 2000 0430 12,
Verwendungszweck: Kollekte vom + Datumsangabe